Marionette im Maßanzug

Workshop Weit über die Grenzen von Mering hinaus kommen die Teilnehmer zur Volksbühne und zeigen künstlerisches Geschick

VON HEIKE SCHERER

Überglücklich präsentierten sich die neun Teilnehmer des ersten Marionettenbauworkshops mit ihren selbst gebauten, ganz unterschiedlichen Marionetten. (Foto: Heike Scherer)

Elfen, Prinzessinnen, Pippi Langstrumpf, ein frecher Lausbub oder ein feiner Herr im Anzug kletterten am Ende des ersten Marionetten-Workshops aus der Meringer Volksbühne. Neun Erwachsene und ein Kind nahmen die erste Gelegenheit wahr, bei der Marionettenbühne Mering ihre eigene Marionette gestalten zu können. Die kunst­handwerklich begabten Teilnehmer ließen in acht Arbeitsstunden ihrer Kreativität freien Lauf. Ganz begeistert war Workshop – Leiterin Viktoria Hartmuth von der „tollen Truppe“, die sich zum ersten Marionettenbauworkshop in Mering eingefunden hatte. Sogar bis von Augsburg und Odelzhausen kamen die Teilnehmer zur Volksbühne Mering. Silvia Hartmann erzählt, dass sie für die letzte Aufführung des Märchens „Des Kaisers neue Kleider“ zwei Minister eingekleidet hatte und auch gerne wieder beim Nähen helfen werde. Mit ihrem zehnjährigen Sohn Jonas schmirgelt, hobelt und schnitzt sie die Hände, Arme, Beine und Füße für ihre Puppe. Seit 2008 haben sie jede Aufführung der Marionettenbühne gesehen und waren immer wieder begeistert. Vielleicht möchte Jonas später beim Bau der Holzgerüste für die Marionetten helfen.

Auf einer Anleitung erfahren die Teilnehmer die 13 Schritte, die sie nacheinander ausführen müssen. Für die Beweglichkeit der Figur müssen sie zwischen Rumpf und Hüfte und den Bein- und Fußteilen sowie zwischen Armen und Händen ein Stück Leder einkleben.  Kurt Schiller, der für alle Figuren der zehn Märchen die Rohlinge fertigte, hilft zwei Stunden bei der Montage der Teile. Auch Max Eder, der zusammen mit Viktoria Hartmuth den Workshop vorbereitet hatte, ist anwesend. Susanne Hallerbach war in ihrer Freizeit viel künstlerisch tätig: Sie töpferte, fertigte Häkeltiere oder Puppen für Basare. Ihr macht es Spaß, sich zum ersten Mal in Gesellschaft künstlerisch zu betätigen. Der 18-jährige Simon Deutsch, der die Ausbildung zum Kinderpfleger macht, plant, einen Mann im Anzug zu fertigen und seine Marionette mit in den Kindergarten zu nehmen. Seine Mutter Katja möchte lieber einen Mann in Freizeitkleidung gestalten. „Ich liebe Puppen und Märchen und habe mich sofort angemeldet, als ich den Artikel über den Workshop in der Zeitung las“, verrät Angelika Kalz, die für ihre Enkelkinder die Marionette fertigen möchte.

Erst vor wenigen Tagen wurde Anke Gschwändler auf die Veranstaltung aufmerksam und möchte sich ein „sportliches, männliches Objekt“ gestalten. Ihren „kleinen Franziskaner“ plant Sonja Hoffmann aus Odelzhausen sowohl in der Gesprächstherapie als auch beim Ferienpro-gramm einzusetzen. Beim Surfen im Internet erfuhr Angie Durnberg aus Augsburg durch Zufall vom Angebot. Sie stellt beim Frauentor -theater Requisiten für lustige Bühnenstücke her, malt und bastelt in ihrer Freizeit. Die Fabel von der Ameise und Grille habe sie schon einmal bei einem Festival aufgeführt, erzählt sie begeistert.

Auch die langjährige Spielerin der Wochenendgruppe Renate Gasser möchte den Marionettenbau erlernen. Am Nachmittag nähten die Teilnehmer die Kleidung, bevor sie die Puppe auffädeln und zuletzt Kopf und Hände befestigen konnten. Zuhause warteten schon ihre Familienmitglieder gespannt darauf, die erste selbst gebaute Marionette gleich auszuprobieren.


Für weitere zwei Kurse bis zum Sommer sind noch vorgefertigte Teile vorhanden, zu denen sich Interessierte melden können. Anmeldungen sind möglich bei Viktoria Hartmuth über Tel. 08233/ 846619 oder über die E-Mail-Adresse vib.hartmuth(ad)t-online.de


Artikel aus der Friedberger Allgemeinen vom 16.4.2016 von Heike Scherer