Ein Grimm’sches Märchen mit hoher Aktualität
Am 3. November ist Premiere des Märchens „Die Bremer Stadtmusikanten“. Es stand erstmals im Jahr 2006 auf dem Programm.
„Lustig ist das Räuberleben in dem grünen Wald“ singen drei Räuber, als plötzlich eine Eselin, ein Hund, eine Katze und ein Hahn auftauchen. Da der Müller und seine Frau sie wegen ihres hohen Alters nicht mehr brauchen und aussondern wollen, machen sie sich auf den Weg nach Bremen. Warum sie dort nie ankommen, erfahren die Zuschauer bei den Aufführungen der Volksbühne Mering im November. Die Proben und der Kartenvorverkauf begannen mit dem Schulbeginn. Für die Vormittage haben sich bereits 1250 Besucher angemeldet.
Ellinor Danzfuß –sie schlüpfte in die Rolle der Katze – nahm mit zehn Personen, die bereits mehrfach in den letzten Jahren mit von der Partie waren, das Tonbild neu auf. Einige Redewendungen von früher seien heute nicht mehr aktuell und mussten ersetzt werden, sagt sie. Außerdem brauchte sie das Schreien von Krähen, was im Sommer in Mering gar nicht leicht war. Erst nach mehreren Tagen in einem Kastanienwald hatte sie Erfolg. Die Erzählerin ist Christiane Danzfuß, die Eselin übernahm Gabriele Fixmer. Den Hund spricht Simon Deutsch, Wolfgang Günthel den Hahn. Als Müller ist Hans Schmidt, als Müllerin Susanne Hallerbach zu hören. Den Räubern gaben Vorstand Gottfried Wohlmuth, Hans Vötter und Siegfried Brändle ihre Stimme.
Jeweils vier Spieler lassen an den Vormittagen und im Wochenendteam für die Zuschauer die Puppen tanzen. Vormittags sind es Ellinor und Christiane Danzfuß, Hildegard Wenderoth und Christine Hieke unter der Regie von Susanne Hallerbach. An den Wochenenden spielen Simon Deutsch, Lukas Bischofer, Viktoria Hartmuth, Petra Schlehhuber und Sonja Hofmann unter Regie von Petra Bischofer. „Da im Stück fast nur männliche Marionetten auftreten, haben wir uns für die Eselin entschieden“, verrät Ellinor Danzfuß. Gemeinsam mit Hund, Katze und Hahn macht sie sich auf den Weg zum Cousin nach Bremen. Die Tiere fertigte Kurt Schiller und sie sind ihm so gut gelungen, dass vor allem die jungen Zuschauer große Freude an der Aufführung haben werden. Jeder Spieler führt im Stück zwei bis drei Marionetten, eine Person ist zusätzlich für den Bühnenumbau zuständig. „Jede Puppe ist ein Individuum und spielt sich anders. Erst nach vielen Jahren habe ich große Erfahrung und keine Angst mehr“, erzählt Christiane Danzfuß. Seit sieben Jahren ist sie mit ihrer Tochter Ellinor achtmal pro Woche im Einsatz. „Danach sind wir wirklich sehr müde“, sagen beide. Die Arbeit als Puppenspieler ist nicht einfach, weil man die ganze Zeit gebückt steht. Außerdem ist die Tribüne, auf der alle vier stehen, sehr eng, vor allem wenn sieben Marionetten fast gleichzeitig auftreten. Die Spieler müssen sich den Text genau einprägen, um ihren Einsatz nicht zu verpassen. Während des Stückes kommen viele bekannte Lieder, teilweise mit anderem Text vor. So singen die Räuber „Lustig ist das Räuberleben in dem grünen Wald“, die Tiere stimmen das Lied „Oh wie wohl ist mir am Abend“ an. Das Märchen enthält eine nach wie vor aktuelle Moral. „In einem Buch fand ich sogar die Bezeichnung einer Hausbesetzung durch ein Rentnerkollektiv“, schmunzelt Ellinor Danzfuß. Es möchte die Auffassung des Müllers und der Müllerin „Alte Tiere müssen ausgesondert werden, weil sie keinen Nutzen mehr bringen und nur noch Geld kosten“ in Frage stellen.
Bericht aus der Friedberger Allgemeinen von Heike Scherer