Im Mering fällt der erste Schnee

Premiere | Bei der Inszenierung von „Frau Holle“ lässt es die Marionettenbühne von der Decke rieseln. Mit dem Märchenklassiker wird an die Gründung vor 25 Jahren erinnert
Frau Holle, Pech- und Goldmarie, der Hahn und der Geißbock freuen sich über den Beifall des Publikums.

VON HEIKE SCHERER

Als die Stieftochter bei Frau Holle die Betten aufschüttelt, fallen nicht nur auf der Bühne die ersten Schneeflocken. Auch von der Decke im Zuschauerraum rieselte es herab. Begeistert waren nicht nur die Kinder von der Neuaufnahme des allerersten Stückes, der Meringer Marionettenbühne, auch die Erwachsenen empfanden das Märchen gleichzeitig spannend und unterhaltsam.

Der Vorsitzende Gottfried Wohlmuth dankte dem scheidenden Bürgermeister Hans-Dieter Kandier für den letzten Besuch in seiner Amtszeit und das stets offene Ohr für die Anliegen der Mitglieder. Er hoffe, dass er als Altbürgermeister der Bühne weiterhin die Treue erweisen werde. Wohlmuth erinnerte daran, wie Martin Schallermeir seinen Wunsch, eine Marionettenbühne einzurichten, gegen alle Widerstände durchsetzte, wie das Team die Marionettenbühne Kaufbeuren besichtigt hatte und am 1. November 1994 mit dem Grimm’schen Märchen „Frau Holle“ das erste Stück auf die Bühne brachte. „Alle zehn geplanten Vorstellungen waren bei der Premiere bereits ausverkauft“, verriet er. Dank des motivierten Teams mit Kurt Schiller, der die Tierfiguren schuf, oder Max Eder, der seit der ersten Vorstellung hinter den Kulissen mitarbeitet, sei die Bühne bis zum heutige Tage erfolgreich.

Angelika Albrecht-Schaffer, überreichte im Auftrag des Bezirks der bayerischen Amateurtheater eine Ehrenurkunde zum 25-jährigen Bestehen. Die Marionettenbühne Mering schaffe es jedes Jahr erneut, mit viel Engagement ein neues Stück zu präsentieren und Altes mit Neuem zu verbinden, sagte sie und überreichte zwei Gutscheine für Fortbildungen.

Die Aufführung selbst begann mit dem Zwiegespräch zwischen Hahn und Ziegenbock auf dem Hof in den Bergen. Die Zuschauer lernten die hübsche, fleißige und die hässliche, faule Tochter mit dem Namen Marie kennen. Auf der Wiese mit gelben und roten Blumen rief nicht nur das Brot im Ofen um Hilfe, auch die reifen Äpfel mussten geschüttelt werden, bevor zuerst die Stieftochter zur steinalten Frau Holle mit den rießigen Zähnen gelangte. Sie saß auf einem großen Stuhl und strickte.

 Etwas unheimlich wurde es, als sie mit den Worten „Mein Wort, es hat Gewalt an diesem Ort“ durch das Tor zur Erde zurückgesandt wurde. Natürlich wünschte sich auch die faule Tochter, denselben Lohn zu erhalten und mit Gold glänzend zur Mutter zurückzukehren. Warum sie sich tränenüberströmt fast nicht nach Hause traute, erfahren die Zuschauer bei der einstündigen Aufführung.

Gottfried Rappel aus Mering war mit seiner Frau, einer Tochter und zwei Enkeln nach einem Jahr Pause erneut bei der Premiere. Er sei jedes Mal gespannt, wie das Märchen umgesetzt werde. Die Aufführung sei auch für Erwachsene sehr beeindruckend, der Wechsel zwischen den spannenden Momenten auf der Bühne und der Erzählung sei sehr gut gelungen, sagte er. Diakon Tino Zanini war zum ersten Mal als Zuschauer in der Marionettenbühne. Er empfand die Seitenbühne, auf der sich die Szene mit der Wiese abspielte, sehr gelungen. Er sehe die Liebe zum Detail und sei froh, zur Premiere gekommen zu sein. Die fünfjährige Vera aus Kissing war mit ihrer ein Jahr älteren Schwerer Tessa und der Oma da. Besonders gefiel Ihr die Szene, als die Goldmarie für ihren Fleiß belohnt wurde. Sie wünschte sich sofort, noch ein zweites Mal kommen zu dürfen. Sabine Amann sorgte während des Bühnenumbaus mit Stücken auf der Zither für die musikalische Untermalung der Charaktere. Sie spielte die Schwabenpolka, Kinderlieder und „Schneeflöckchen Weißröckchen“.

Unter der Woche übernimmt Elli Seidel diese Aufgabe. Froh über dir gelungene Premiere zeigten sich die vier Puppenspieler. Sonja Hofmann, die die Mutter und den Hahn geführt hatte, ist außerdem als Erzählerin zu hören. Lukas Bischofer, der im Wochenendteam erstmals Regie führte, sagte, dass ihm die Aufgabe viel Spaß bereitet hatte.


Premierenbericht aus der Friedberger Allgemeinen vom 04. November 2019 von Heike Scherer